Fleischliche Gelüste in Cartagena

Welches ist die grösste Freude im Leben? Essen, Schlafen oder vielleicht Sex? Offensichtlich setzen viele Männer auf die letztgenannte Option, denn nur so lässt sich erklären, dass der Sextourismus und die Prostitution in Kolumbien boomen. Besonders Cartagena, eine wunderschöne kolumbianische Kolonialstadt, hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Sexmekka entwickelt.

Zunahme der Prostitution

Die venezolanische Krise hat stark dazu beigetragen, dass aktuell jeden Abend ab 21 Uhr auf einem belebten Platz in der Innenstadt Hunderte junger Frauen, aktuell vor allem Venezolanerinnen, ihre Dienstleistungen an den Mann bringen wollen. Eine Stunde des Vergnügens kostet rund 60 US-Dollar, was besonders häufig von Touristen vom amerikanischen Kontinent in Anspruch genommen wird.

Sind sich die Frauen bzw. Mädchen mit den Männern handelseinig geworden, suchen sie kleine Hotels und Motels im Umkreis des Platzes auf. Die Polizei greift grundsätzlich nicht ein, da Prostitution in Kolumbien in ausgewiesenen Toleranzzonen durchaus legal ist. Lediglich der Kindersextourismus wird streng geahndet.

Im Jahr 2018 wird «La Madame» verhaftet, die in Cartagena einen Prostitutionsring betrieb. Vorgeworfen werden ihr Menschenhandel und Kinderprostitution (Bild: http://carbonstereo.com/haciendo-gesto-obsceno-la-madame-ingresa-a-audiencia-en-cartagena/)

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31. Oktober 2019, 22 Uhr, Torre del Reloj

Interview mit Mariana

Ich heisse Mariana, bin 21 Jahre alt und komme aus Venezuela. Nach dem Schulabschluss habe ich angefangen, Buchhaltung zu studieren, aber vor rund eineinhalb Jahren bin ich nach Kolumbien gekommen. Am Anfang habe ich in einem normalen Unternehmen gearbeitet. Weil ich aber den Pass verlor, habe ich keine Arbeit mehr gefunden. Vor fünf Monaten habe ich dann hier in Cartagena als „Trabajadora Sexual“ (Sex Workerin) angefangen. Mir gefällt, dass ich genügend Geld verdiene und damit meine Familie in Venezuela unterstützen kann. Was man sonst in zwei Wochen oder einem Monat verdient, hat man hier schon nach einer Woche zusammen. An einem richtig guten Abend verdiene ich schon mal 200 US-Dollar.

Das Zusammensein mit den Männern gefällt mir nicht und die immer gleiche Routine macht müde. Die Konkurrenz zwischen den Frauen ist auch ziemlich gross, wobei es im Moment ziemlich viel Arbeit gibt. Es kommt immer auf die Saison an.

Vom Staat erwarten wir als Prostituierte keine Unterstützung, da er grundsätzlich nicht damit einverstanden ist mit dem, was wir tun. Als Venezolanerin würde ich mir aber wünschen, dass er uns mit den Arbeitsbewilligungen und sonstigen administrativen Dingen stärker helfen würde. Wenn man als Venezolanerin zum Beispiel hier zum Arzt muss, hat man schon ein Problem.

 

Aufgezeichnet von D. Sanchez /M. Collenberg

Anmerkung: Mariana und ihre Kollegin Valentina wollten nicht fotografiert werden.

 

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