Día sin carro Bogotá

272 Stunden im Stau

Ich bin ja nicht der grösste Fan von Bogotá. Die kolumbianische Hauptstadt ist mir zu kühl (ganzjährige Durchschnittstemperaturen von rund 13 Grad) und zu gross (über 8 Mio. Einwohner). Vor allem aber finde ich es aufgrund der ständig verstopften Strassen sehr mühsam, sich von einem Ort in der Stadt zum nächsten zu bewegen.

Nichts geht mehr in Bogotá

Der letzte Besuch in Bogotá zehrte dementsprechend auch an meinen Nerven. Mein Mann und ich wollten vom Norden der Stadt zum Flughafen fahren. Eigentlich hatten wir genügend Zeit eingeplant, aber wegen eines Wolkenbruchs bildeten sich im Nullkommanichts meterlange Schlangen vor den Taxiständen. Als wir endlich an der Reihe waren, gab ich unserem Vorhaben, den Flieger noch rechtzeitig zu erreichen, eine Wahrscheinlichkeit von 80 % (wir hatten ja doch noch fast 3 Stunden Zeit…). Meine Hoffnungen schmolzen aber schnell dahin, als wir im Taxi für die ersten 100 Meter ungefähr eine Stunde brauchten. Der Verkehr war in den überfluteten Strassen komplett zusammengebrochen.

Massive Verkehrsbelastung

Offizielle Statistiken bestätigen die Verkehrsproblematik in Kolumbiens Hauptstadt. Gemäss der INRIX Global Traffic Scorecard liegt Bogotá auf Rang 3 der Städte mit der höchsten Verkehrsbelastung weltweit. Nimmt man als Indikator die jährlich im Stau verbrachte Wartezeit von Pendlern, so erreicht Bogotá mit 272 Stunden sogar den ersten Platz weltweit. Auch gemäss dem TomTom Traffic Index schafft es Bogotá mit der Verkehrsbelastung auf Platz 3 von 416 Städten weltweit.

Rangliste der Städte mit der höchsten Verkehrsbelastung

Verkehrsbelastung gemäss INRIX Global Traffic Scorecard (Quelle: https://inrix.com/scorecard/, in deutsch: https://www.pocketnavigation.de/2019/02/berlin-nr-stau-inrix2018/)

Massnahmen gegen das Verkehrschaos

Die dicht besiedelte Stadt versuchte schon einiges, um das Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen. So wurde bereits 1998 «Pico y Placa» eingeführt. Die Massnahme hat zum Ziel, den Stau während der Stosszeiten zu minimieren, indem bestimmte Fahrzeuge ein Fahrverbot erhalten. Die Auswahl der Fahrzeuge erfolgt über die letzte Ziffer des Nummernschilds: An geraden Wochentagen (z. B. 6. März) dürfen beispielsweise Fahrzeuge mit den Endziffern 0, 2, 4, 6 und 8 zwischen 6 und 8.30 Uhr sowie 15 und 19.30 Uhr im Stadtgebiet nicht in Betrieb genommen werden.

Hier gibt es eine Lernaufgabe zum Instrument „Pico y Placa“.

Eine weitere Massnahme ist die Abhaltung eines jährlichen autofreien Tags in Bogotá. Damit sollen nachhaltigere Mobilitätsalternativen wie der öffentliche Verkehr oder das Velo gefördert bzw. ins Bewusstsein der Leute gebracht werden.

Neue Metro

Für eine radikale Verbesserung der Lebens- und Luftqualität der Stadt sind jedoch umfassendere Massnahmen notwendig. Dazu gehört das Riesenprojekt einer Metro mit einer 24 km langen Linie. Die Metro befindet sich seit Kurzem im Bau und ist voraussichtlich im Jahr 2028 fertiggestellt. Seit Jahrzehnten versuchte die Stadt, ein U-Bahn-System einzuführen, aber Bürokratie, finanzielle Unstimmigkeiten und Korruption verhinderten bislang die Umsetzung der Planungen. Bis zur Eröffnung der neuen Metro muss der TransMilenio, das Bussystem der Stadt, die ständig zunehmenden Verkehrsströme abfangen.

Metro in Bogotá

Geplante Metro in Bogotá (Quelle: https://forbes.co/2019/11/27/actualidad/alcalde-penalosa-firma-hoy-contrato-del-metro-de-Bogotá/)

Wir haben es dann übrigens noch auf den Flieger geschafft. Grund war aber nur, dass der Flughafen aufgrund des Unwetters ebenfalls temporär geschlossen worden war und die Flüge somit alle Verspätung hatten. Glück gehabt!

 

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